Allgemeines Vogelforum » Handaufzucht - eine etwas andere Ansicht

Ich möchte einmal etwas zum Thema Handaufzucht zum Nachdenken beisteuern. Ich habe tatsächliche eine andere Einstellung zur Handaufzucht bzw. Teilhandaufzucht. Ich hatte sowohl Sperlingspapageien als auch Lovebirds sowohl aus Naturbrut und Handaufzucht. Die Naturbruten habe ich bei aller Geduld und Mühe nicht zahm bekommen (Ausnahme: Wellensittiche und Ziegensittiche) bekommen, außer es gab schon einen zahmen Vogel, an dem sie sich orientiert haben. Die Handaufzuchten waren für eine Haltung im Haus die besten Vögel überhaupt und alle Partner, die ich aus Naturbrut dazu bekommen habe, sind auch ganz schnell zahm geworden, weil der junge Vogel sich am Älteren orientiert hat. Federn rupfen habe ich tatsächlich nur bei einem Sperlingspapagei aus einer Naturbrut erlebt. Selbst mein Tierarzt ist für Teilhandaufzucht, weil die Tiere viel angstfreier leben und es für sie nicht traumatisch ist, wenn man sie mal behandeln muss.
Ich finde es eher diskussionswürdig, ob es artgerecht ist, Papageien und andere Vögel im Wohnzimmer zu halten. Ich habe in Australien gelebt und wenn man die Vögel in der Natur sieht, kommt man schon ins Grübeln, welches Privileg man ihnen nimmt. Dazu reicht auch ein Blick in den heimischen Garten. Mir ist es absolut klar, dass Vogelhaltung in erster Linie dem eigenen Wohl und Hobby dient. Mir geben die Tierchen unendlich viel Lebensqualität, aber ich bilde mir nicht ein, dass ich sie artgerecht halte, bloß, weil sie 3 Wochen länger bei ihren Eltern aufwachsen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das in Kauf nehme und finde das vertretbar, wenn ich alles nur Mögliche tue, um den Vögel ein tolles Leben zu bieten. Und tatsächlich haben zahme Vögel in diesem Fall ein aus meiner Sicht schöneres Leben. Meine Vögel genießen das tägliche Mittagsschläfchen an meinem Hals und Streicheleinheiten. Ansonsten haben sie ein tolles großes Zimmer und sind zu zweit und haben Abenteuerspielplätze zum Zerlegen und alles andere. Daher: Artgerecht ist eine Naturbrut im Wohnzimmer auch nicht. Was die Wegnahme der Jungen angeht, sollte man die Tiere da nicht vermenschlichen. Die Brutaufzucht ist für die Vögel ein Job und zwar ein sehr Kräfte zehrender. Ich bin mit Vogelzucht (Kanarienvögel, Zebrafinken, Zwerghühner) aufgewachsen und ein Vogel nimmt es nach meiner Beobachtung noch nicht mal zur Kenntnis, wenn er auf einmal nur noch 4 statt 7 Junge im Nest hat. Tatsächlich werfen in der Natur Vögel sogar zu kleine Vögel aus dem Nest. Oder Hühner vermissen ihr Küken nur so lange, wie es nach ihnen fiept. Sobald sie es nicht mehr hören oder sehen ist ihre Welt wieder in Ordnung. Mit Pech fallen die Übrigen sowieso aus dem Nest und das Futter reicht nicht. kann man auch im Garten sehen, wenn man mal ein Vogelnest hat.
Es ist auch nicht artgerecht, wenn unsere Heimvögel nie Nachwuchs produzieren können, man ihnen die Eier wegnimmt oder durch Kunsteier ersetzt, auf denen sie dann umsonst wochenlang sitzen. Dagegen ist die Teilhandaufzucht bei einem liebevollen Züchter meiner Meinung nach kein Problem für den Vogel. Von Zoohandlungen will ich mal gar nicht reden. Die Züchter sind auch nicht geldgetrieben. Damit verdient wirklich keiner Geld. Ich habe 50 Euro pro handaufgezogenen Sperlingspapagei in Deutschland und 50 Dollar für einen Lovebird in Australien gezahlt. Und die Züchter waren die größten Vogelliebhaber überhaupt und haben sehr viel Zeit in die Aufzucht gesteckt. Ich werden den Züchtern , die sich die Mühe gemacht haben, Keks und Otto per Hand aufzuziehen auf ewig dankbar sein und ich bedauere es sehr, dass man in Deutschland kaum noch jemanden findet, der sich die Mühe macht. Und mit tun alle Leute leid, die nicht verstehen, warum es ihnen nicht gelingt, ihre Vögel - Agaporniden und Sperlingspapageien zahm zu bekommen, während Instagram voll von Videos von zahmen Vögel ist - alle aus anderen Ländern oder Handaufzuchten.
Ausnahme: Es gibt allerdings auch die Handaufzucht mit der Kropfnadel. Danach werden die Vögel wieder zu den anderen gesetzt und sind kein bisschen zahmer als eine Naturbrut. ich rede von der Handaufzucht von einem liebevollen Hobbyzüchter, der den Vögeln beibringt, dass die menschliche Hand dein Freund und nicht dein Feind ist. Vielleicht gibt es auch andere Methoden, wie begleitende Aufzucht, die Zucht mit zahmen Vögeln etc. Egal wie Angst ist auch für einen Vogel keine schöne Situation! Ich freue mich auf eure Reaktionen. LG Monika

Ja, das muss ich auch ergänzen. Vergesellschaftung ist auch bei einer Handaufzucht unerlässlich. Einzelhaltung geht natürlich gar nicht. Ich fand die Vergesellschaftung immer sehr stressig für alle beteiligten. Auch Sperlinge sind da super schwierig. Ich habe dann immer erst zwei Käfige gehabt, den schwächeren in den großen Käfig, dann im Freiflug zusammen. Aber die Aggression von Sperlingen und Agas sind für jemanden der vorher mit Kanarien und Zebrafinken zu tun hatte wirklich beängstigend.

Es gibt einen Züchter von Sperlingspapageien, der heisst Stefan Postel - 1AVogelzucht.de - der stellt junge Paare zusammen, und die Leute scheinen die auch mit Kolbenhirse handzahm zu bekommen. Da stehen sehr nette Kommentare. Das würde ich wohl als nächstes machen. Aber bis jetzt hoffe ich nur, dass Keks und seine Frau ganz ganz alt werden.

Huhu,

Leider kann ich nicht dazu beitragen, aber es ist interessant.

Grüße Ping und Pong

Ich habe bisher nur still mitgelesen und kann alle Meinungen verstehen. Es ging ja auch darum das Handaufzuchten ein besseres oder angstfreies Leben haben. Hast du das Gefühl Nora gehts besser als Paul? Im Sinne von Angst? Also hat Paul immernoch Angst vor Menschen? Und wie machst du das mit dem Tierarzt oder wenn sonst irgendwas ist?

Ich denke das ist zwar besser als nichts aber jedoch nicht ideal denn von wem sollen die kleinen denn was lernen? Die sind ja genauso „planlos“ wie die Geschwister. Geschweige denn fühlen die Eltern ja auch Trauer wenn die Tiere einfach weg sind.
Hier ein interessanter Beitrag:
https://meine-papageien.wixsite.com/manu...-oder-naturbrut
Zwar etwas länger aber lohnt sich

Danke für deine Antwort. Ich denke das mit dem Handtuch ist eine gute Lösung, vorallem wenn er dir dann nicht sauer ist.
Ich habe zwei Naturbruten. Sie sind jetzt ca 1 Jahr und ich hab sie seit einem halben Jahr. Sie kommen manchmal auf mich zu und essen auch aus der Hand. Vor der Situation das ich sie irgendwann mal fangen muss hab ich tatsächlich bange. Beim Züchter musste er immer die Vögel mit einem Kescher fangen und dann mit einem Handschuh halten. Dabei hat jeder Vogel in den Handschuh gebissen. Ich will nicht das sie dann verstört werden wenn ich sie fangen muss mit einem Handtuch… deswegen hoffe ich einfach das sie noch zutraulicher werden um sie angstfrei zu „fangen“. Falls es mal sein muss.

Hallo zusammen,
@Mmerz, ja ich stimme dir zum größten teil zu. Ich halte seit letztem Jahr Ziegensittich, somit total unerfahren gewesen. Also letztes Jahr mein erstes Pärchen gekauft, aus einer Naturbrut ( keine Geschwister) . Nach ca. 6 Monaten legte die Henne ihre ersten Eier Irgendwo auf dem Boden. Da wußte ich noch nicht das sie erst ab dem zweiten Ei anfängt zu brüten, ich sie erstmal immer weggenommen und sie legte nach. Nachdem ich nochmal alles nachgelesen habe, hab ich die Eier liegengelassen, es wurden dann zum Schluss 8 Eier . Aus 8 Eier schlüpfte ein Küken, die anderen waren wahrscheinlich nicht befruchtet, es verschwanden auch welche. Die ersten 20 Tage lief alles super, die Eltern haben sich gut um den Kleinen gekümmert . Am 21. Tag als ich nach gesehen habe, anscheinend nicht mehr . Der kleine war fast komplett gerupft. Daraufhin habe ich ihn raus geholt und ihn selber wieder aufgepeppelt, habe aufzuchtbrei gekauft und ihn angefangen alle zwei bis drei Stunden zu füttern, sogar auf Arbeit habe ich ihn heimlich mitgenommen. Es klappte und er wurde größer und die Federn wuchsen langsam wieder. Habe ihn zusätzlich täglich trotzdem noch in die Voliere gesetzt und der Papa, hat ihn noch gefüttert, konnte ihn aber nicht drin lassen, weil der Papa nach einer gewissen Zeit ihn wieder anfing zu Picken, also einmal am Tag kurz zum füttern war OK. Nach ca. 4 Wochen wurde es wieder schwierig, mit dem füttern . Sie wollte den aufzuchtbrei nicht mehr. Ich ihr Baby Obstgläschen gekauft und drunter gemischt. Sie mochte es . Ab der 5. Woche hab ich ihr geschälte Sonnenblumnenkerne gekauft und damit fing sie an ihre ersten Kerne zu futtern. Hatte bei ihr auch ein DNA Test machen lassen, wegen der Geschlechtsbestimmung , es wurde ein Mädchen. Also wurde mit der Zeit aus einem hässliche kleine Küken, eine total hübsche kleine Kiwi. Sie wurde die ganze Zeit im gleichen Raum gehalten, wo auch die Eltern waren. Ab der 6. Woche hab ich ihr ein Kumpel besorgt ( Naturbrut ) , der kleine Rio ist ca. 2 Wochen älter gewesen. Er war schon Futterfest , Kiwi noch nicht ganz. Sie lernte es aber von ihm. 4 Wochen habe ich die jungen von den älteren getrennt gehalten. Kiwi lernte ca. ab der 6. Woche immer mehr zu fliegen. Es war echt so schön zu sehen, wie sie immer selbständiger wurde. Sie war ja mein Baby , ist sie heute noch mit 5 Monaten. Durch Kiwi wurde auch Rio zutraulich. In der Zeit hatte Luna, die Mama von Kiwi, schon wieder 8 Eier gelegt. Diese habe ich dann aber mit Kunsteier getauscht und sie 23 Tage brüten lassen, bis sie das gelege aufgegeben hatte. Danach habe ich erst Kiwi und Rio mit viel Angst meinerseits zu den älteren gesetzt. Naja es klappte, besser als ich dachte. Rio wird zwar heute noch vom älteren weg gejagt, aber mehr nicht.
So das war meine Teilhandaufzucht, es war eine schöne Zeit , aber auch schwierig mit der Arbeit zu kombinieren.